Geschichte

Achdorfer Wappen

Die Geschichte Achdorfs reicht bis weit in die Vergangenheit. Der Name stammt wohl von unserem Roßbach, der früher „Ache“ hieß, eine allgemeine Bezeichnung für ein kleines, schnell fließendes Gewässer. Funde legen nahe, dass Achdorf dank des Flusses sehr früh besiedelt war, vielleicht schon in der Jungsteinzeit vor 5000 Jahren.

Im Mittelalter machte Achdorf durch enge Verbindungen der „Edlen zu Achdorf“ zu anderen Geschlechtern in der Region wie den „Herren von Helfenbrunn“.Und durch den Weinanbau: Die Hofmark Achdorf war Teil einer gut dokumentierten Weinzierl-Bruderschaft.

Auch die christlichen Wurzeln reichen bis weit ins Mittelalter: Bereits im Jahre 948 soll in Achdorf eine hölzerne Kapelle im Besitz von Hermann von Achdorf existiert haben, die Existenz einer Kirche wurde 1315 dokumentiert. Unsere bekannte Pfarrkirche St. Margaret indes ist einiges jünger, ihr Grundstein wurde 1906 gelegt.

Bis 1928 war Achdorf eine selbständige Gemeinde, bevor der Ort zusammen mit der Gemeinde Berg ob Landshut eingemeindet wurde.

Festakt zu 200 Jahre Achdorf und 90 Jahre Eingemeindung in die Stadt Landshut am 06. Oktober 2018

 

 Ein ganz besonderer Tag für Achdorf

 Am Samstagabend kamen gut 160 Interessierte zum Festakt „90 Jahre Eingemeindung Gemeinde Achdorf“, zugleich dem 200. Geburtstag des heutigen Landshuter Ortsteils, der nach einem Festgottesdienst in St. Margaret im Pfarrheim der Gemeinde stattfand. Als Stadtarchivar falle ihm wohl die Rolle des „Gscheidhaferls“ zu, warnte Gerhard Tausche. Denn: „Ihr seid erst 1848 Gemeinde geworden“, eröffnete der Historiker schmunzelnd den Anwesenden.
Achdorf feiere die Gründung der Gemeinde 30 Jahre zu früh. Gibt es also „nur“ einen 170. Geburtstag in diesem Jahr zu feiern? Hat der Bürgerverein Achdorf statt 1848 einfach 1818 gelesen, bevor er zum Festakt einlud? Ganz so einfach ist es nicht. Denn einerseits wurde Achdorf mit dem Zweiten
Bayerischen Gemeindeedikt von 1818 zu einer sich selbstverwaltenden Einheit. Gleichwohl – und darauf hatte Tausche in seiner Rede angespielt – galten noch 30 Jahre lang auch weitgehende Rechte für den Adel, in dem Falle der Grafen von Leiden, die beispielsweise in Teilen der Rechtsprechung zu entscheiden hatten. Und auch erst seit 1918 können alle Menschen wählen, ohne Ansehen von Geschlecht oder Einkommen. Denn Bürger und nicht einfacher Einwohner ohne Mitspracherecht war bis dato nur, wer Steuern zahlte – hierarchisch nach Steuerklassen geordnet. Ereignisse aus Achdorfs Geschichte
dokumentiert der Bürgerverein in einer Ausstellung. Eine Gruppe der seit 2012 existierenden Vereinigung, die inzwischen etwa 160 Mitglieder hat, kümmert sich um die lokale Geschichtsschreibung. Im Jahr 1928 wohnten etwa 2500 Menschen in dem Ortsteil. Heute, 90 Jahre später, sind es dreimal so viele. In dieser Zeit hat sich auch die Sozialstruktur sehr gewandelt, besonders seit etwa 1975: Aus dem Gebiet ist ein wohlhabendes Stadtviertel geworden.
Fotos aus der Vergangenheit dokumentieren dagegen eher bescheidene Lebensverhältnisse – heute zeigt die Flurkarte sehr schön die vielen Einfamilienhäuser. Die Ausstellung werde möglicherweise in eine kleinere Publikation münden, deuteten Vereinsmitglieder auf LZ-Nachfrage an.
Übrigens gibt es weit mehr als die offiziell 7500 Achdorfer. Darauf wiesen Stadtarchivar Tausche und auch zwei seiner Vorredner – Gerd Steinberger, Vorsitzender des Bürgervereins sowie Alt-Oberbürgermeister und Ehrenbürger Josef Deimer – hin. Dafür ist schlicht das 1906 gegründete Krankenhaus mit
seiner Geburtsstation verantwortlich. Und auch Unternehmen zog es aus der Stadt, bevor Achdorf eingemeindet wurde. Prominentes Beispiel ist die Brauerei Wittmann, seit 1906 dort ansässig. Nach wie vor ist der Ortsteil etwas Besonderes. „Kein anderer Stadtteil hat einen eigenen Bahnhof“, nannte Oberbürgermeister Alexander Putz einen dieser Pluspunkte. Stolz auf die eigene Identität sind die Achdorfer noch heute. Josef Deimer etwa verwies auf die Rolle des „aufrechten Sozialdemokraten Felix Meindl“ in der Zeit des Nationalsozialismus. Gerd Steinberger skizzierte das Selbstverständnis so: „Auch heute
kann ein Achdorfer ein guter Landshuter, deutscher und europäischer Bürger sein.“

Rede des Vorsitzenden Gerd Steinberger:

A Platzerl woas i – staad und kloa – des i ma heilig.

A staads Platzerl lässt sich auch heute noch in Achdorf finden z.B. am Marterl am Kühberg, kloa ist Achdorf heute nicht mehr. Achdorf ist heute ein lebendiger, begehrter Wohnort und ein stattlicher Stadtteil.

Ich meine ein besonderer Stadtteil, der sich eine starke Identität bewahrt hat.

Ich habe mir dieses Lied am Anfang gewünscht, weil es nach meiner Meinung den Begriff Heimat, die Liebe, die Verbundenheit zu dem Ort, zu den Menschen mit denen man zusammenlebt sehr gut darstellt. Wenn man sich auf dieses Lied einlässt, weckt es tiefe und ehrliche Gefühle.

Heimat ist so richtig interpretiert. So ist der Begriff Heimat ein sehr wertvolles, persönliches Gefühl und nicht politisch instrumentalisiert und missbraucht. Daraus erwächst aber auch die Verpflichtung nicht nur die Vorteile und das schöne mitzunehmen, sondern zu bewahren und Einsatz zu zeigen, für eine positive Weiterentwicklung, damit auch kommende Generationen Achdorf als solche Heimat erleben können.

Die Erwähnung des Achdorfer Rittergeschlechts 1141 lässt den Schluss zu, dass hier zumindest bäuerliches Leben da war, Menschen wohnten und arbeiteten. So ein Ritter lebt ja in der Regel von den Abgaben anderer.

Es war sicher kein einfaches Leben, vielmehr ein hartes Leben durch die Jahrhunderte mit glücklichen und schrecklichen Ereignissen.

Glück zum Beispiel 1809, als die Franzosen am Klausenberg standen, Achdorf aber nicht beschossen und besetzten, und die Österreicher sich schnell davon machten.

Die Hochwasserkatastrophe 1907 war einer der schwärzesten Tage in der Geschichte. 1945 noch gewaltig übertroffen durch die Bombardierung der Eisenbahnbrücke und der Goldinger Straße. Die großen Verwüstungen durch das Hochwasser war damals für die Achdorfer kein Grund zu resignieren und wegzugehen, ganz im Gegenteil. Die kleine Gemeinde war in der Lage den Bach einzuhausen. Eine gewaltige gemeinschaftliche Leistung, genauso wie der Kirchenbau. Über 110 Jahre halten die Ufermauern des Roßbaches. Nur die immer schwerer werdenden LKWs haben in den letzten Jahren Schäden verursacht. Heute, mit modernen Maschinen und Geräten, nimmt die Sanierung letztlich die 5- bis 6-fache Zeit in Anspruch, von der langwierigen Finanzierung ganz zu schweigen. Es war damals also ein Vorteil selbständig zu sein. Eine Entwicklung, die 1818 begann, ließ durch die neue Verfassung die politische Gemeinde in vielen Bereichen eigenverantwortlich handeln.

Die zuvor 1808 beschlossene Staatskuratel und Bevormundung erwies sich als nicht realisierbar. Die Obrigkeit musste erkennen, dass die kleine Einheit, die Gemeinde besser in der Lage war sich zu verwalten und ihre Probleme zu lösen.

Subsidiarität nennt man das. Ein Begriff, den ich in der gemeinsamen Zeit mit Alt OB und Städtetagspräsident Josef Deimer von ihm oft gehört habe. Die kleinen Ebenen können vieles besser und zielgenauer gestalten.

Ich bin überzeugt, die Achdorfer könnten ihre Verkehrsprobleme sehr schnell zufriedenstellend lösen.

Das Ende der Hofmarksherrschaft 1848 erweitert den Umfang der Selbstverwaltung. Es dauerte nicht lange und sehr schnell organisieren sich die Bürger selbst und verstanden sich als Gemeinschaft. In der Folge gründeten sich Vereine zur Selbsthilfe und zur Interessenvertretung:

KUV 1852, Krieger- und Soldatenkameradschaft 1859, FFW … und viele mehr. Vereine, die heute noch existieren, zum Teil ihren Zweck verloren haben, aber immer noch einen großen Wert für die Gemeinschaft haben.

Diese Zeit war meiner Meinung nach, die eigentliche Geburtsstunde für ein stark ausgeprägtes bis heute noch existierendes Identitätsbewusstsein der Achdorfer. Vor 90 Jahren haben sich die Stadt Landshut und die Gemeinde Achdorf entschlossenen einen gemeinsamen Weg zu gehen. Und es ist gut so. Genauso gut ist es, sich als Achdorfer zu fühlen.

Man kann als Achdorfer ein guter Landshuter sein, eins Bayer ein guter Deutscher und als Deutscher ein guter Europäer. In diesem Sinn feiert die Stadt Landshut und sein Ortsteil Achdorf heute 90 Jahre miteinander.

Landshut und Achdorf: kleine Punkte auf der europäischen Landkarte und für doch für viele eine schöne, ungeheuer wertvolle Heimat, die uns anvertraut ist.

           

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